Der Poschi – ein persönlicher Nachruf
Es gibt Menschen, die sind immer am Puls der Zeit, immer mittendrin sind. Bekannt, beliebt, kompetent, kritisch und humorvoll. Das alles traf auf Wolf-Dieter Poschmann zu, der von allen nur Poschi gerufen wurde. Der Junge mit den langen Haaren und dem dünnen Stirnband aus dem Bergischen Land war in den Anfängen der Laufbewegung in den 70er und 80er Jahre ein sehr erfolgreicher und schneller Langstreckenläufer, bevor er beim ZDF im Sportstudio und als Moderator vieler Straßenläufe Karriere machte. Sein erster Verein war für den Overather aus Steinenbrück der TV Bensberg / die LG Rheinberg. Seine erste Trainingsbahn war das Stadion im Milchborntal, sein Trainingsrevier der Königsforst und seinen allerersten Marathon lief Poschi bei den Westdeutschen Marathon-Meisterschaften 1973 mit 22 Jahren als Vierter in 2:32:37 std. Veranstalter war der TV Refrath, der auch in der Mannschaftswertung in der Besetzung Helmut Urbach (2./2:29:40), Heinz Monheim und Gerd Kuptz das Heimspiel gewann. Organisator war der Gründer der TVR-Laufabteilung Willi Hamann.
Refrather Herbstlauf: Poschis Streckenrekord von 29:44 min steht bis heute
Seine 10 km Marke auf der DLV-vermessenen Wendepunktstrecke im Königsforst ist bis heute in Stein gemeißelt: 29:44 min lief Poschi im Jahre 1975 bei der damaligen Refrather Winterlaufserie. Die Streckenführung ist identisch mit dem heutigen Refrather Herbstlauf, der am 17.10.2021 mit der 35. Auflage ein kleines Jubiläum feiert. Zur 30. Auflage des Refrather Herbstlaufes hatte ich ihn eingeladen, den Startschuss zu geben. Keiner wusste es, denn 100%ig konnte er nicht zusagen. Denn Poschi moderierte am Abend vorher für das ZDF das Bundesligaspiel Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach.
Aber Poschi fuhr nachts noch zu seinen Eltern nach Steinenbrück und stand zur Überraschung aller Teilnehmer am Sonntagmorgen, am 18.10.2015, pünktlich an der Schutzhütte „Dicker Stock“, gab den 10 km-Startschuss, ließ sich interviewen, erzählte einige Anekdoten aus seiner aktiven Läuferzeit und ehrte anschließend noch die Sieger. So tickte die Läuferseele Poschi, bodenständig und ohne Allüren.
Botschafter der Welthungerhilfe beim #ZeroHungerRun
Noch im März haben wir telefoniert und geschrieben. Denn Poschi war auch in diesem Jahr mit seinem sozialen Engagement für die Welthungerhilfe Botschafter der #ZeroHungerRun Spendenlauf-Challenge. Zudem erinnere ich mich gerne, dass wir in den 70er und 80er wir immer wieder zusammen gelaufen sind. Beim größten Firmenlauf der Welt, der JP Morgan Cooperate Challenge in Frankfurt, haben wir 1999 zusammen gefinisht. Das seine markante Stimme mit nur 70 Jahren nun verstummt ist, schmerzt nicht nur mich, sondern viele seiner Weggefährten. Er wird in Erinnerung bleiben: Der Poschi.
Jochen Baumhof / TV Refrath running team